Das Amtsgericht
Ehemaliges Amtsgericht Kohren-Sahlis, 19. Jahrhundert,
Bildquelle/Copyright: Museen Kohren-Sahlis, Stadt Frohburg
Ehemaliges Amtsgericht 2023,
Bildquelle/Copyright: Kohrener Geschichtsverein e. V.
Das Kohrener Amtsgericht befand sich ganz oben am Markt, jetzt Kohrener Markt 35.
Die Besitzer des Rittergutes Sahlis hatten die herrschaftliche Gerichtsbarkeit nicht nur über die Stadt Kohren, sondern auch über weitere Gemeinden der Umgebung.Zum Gerichtsbezirk gehörten das Dorf Sahlis sowie die Dörfer Jahnshain, Langenleuba, Linda, Meusdorf, Terpitz, Walditz und die Hälfte von Eckersberg, ferner einzelne Güter in einigen altenburgischen Dörfern.
In Erinnerung geblieben ist das Wirken des Dichters Julius Mosen (1803-1867) in Kohren, der damals am Markt gewohnt hat (Tafel am Haus Nr. 29).
Der Besitzer des Rittergutes Sahlis Dr. Heinrich Wilhelm Leberecht Crusius (1790-1858) suchte einen Juristen zur Unterstützung seines Gerichtsdirektors. Am 10. Dezember 1831 begann Julius Mosen seine Anstellung als Aktuar am Crusius`schen Patrimonalgericht in Kohren.
Zu den Aufgaben am Gericht gehörten auch das Schlichten und Erledigen der vielen kleinlichen Zänkereien, die es sehr häufig gab. Strafen waren zumeist Geldbeträge oder der Arrest im „Kittchen“, dieses befand sich in der Kellergasse 11 und wurde noch in den 1940er Jahre genutzt. 1834 verließ Julius Mosen Kohren, um eine Tätigkeit als Rechtsanwalt in Dresden aufzunehmen.
Dr. Crusius, als reformfreudig bekannt, trat 1834 als einer der ersten Rittergutsbesitzer in Sachsen die Gerichtsbarkeit seiner beiden Rittergüter Sahlis und Rüdigsdorf freiwillig an den Staat ab. So entstand das Königliche Gericht Kohren. Erhalten blieben zunächst noch die Patronatsrechte über Kirchen und Schulen. 1858 wurde das Kohrener Gericht aufgehoben und die Rechtsprechung dem Königlichen Amtsgericht Frohburg übergeben.
Das ehemalige Kohrener Gericht diente danach lange Zeit als Wohngebäude und steht jetzt schon seit Jahrzehnten leer. Ein Bauvorhaben im Jahr 2000 für 8 Wohneinheiten mit Dachgeschossausbau und Fassadenänderung erhielt vom Landratsamt Borna keine Baugenehmigung, sodass das historische Amtsgericht samt Nebengebäuden und Grundstück zunehmend verfällt.
Stand Februar 2023
Aus der Geschichte von Kohren-Sahlis, hrsg. vom Südraum-Verlag Borna 2003, S. 89, 95ff
Handschriftliche Notizen von Sigrid Barthel, Juli 2022