Das Rathaus 

Rathaus Kohren-Sahlis, 19. Jahrhundert
Bildquelle/Copyright: Museen Kohren-Sahlis, Stadt Frohburg

Rathaus Kohren-Sahlis, 19. Jahrhundert
Bildquelle/Copyright: Museen Kohren-Sahlis, Stadt Frohburg


Rathaus Kohren-Sahlis, um 1950
Bildquelle/Copyright: Museen Kohren-Sahlis, Stadt Frohburg

Rathaus Kohren-Sahlis, um 1960/1970
Bildquelle/Copyright: Museen Kohren-Sahlis, Stadt Frohburg

Rathaus Kohren-Sahlis, 2020
Bildquelle/Copyright: Kohrener Geschichtsverein e. V.

Das ehemalige Rathaus am Kohrener Markt 14 wurde, wahrscheinlich Ende des 18. Jahrhunderts, als Wohnhaus im barocken Stil erbaut. Die früheste Nutzung als Rathaus könnte in das Jahr 1834 datieren. Mit Erlass der Allgemeinen Städteordnung vom 2. Februar 1832 wurde die städtische Verwaltung ins Sachsen weitgehend vereinheitlicht. Bis zur Einführung der neuen Stadtordnung 1834 hatte das Bürgerrecht in Kohren nur auf 26 Häusern geruht. Nach Ablösung der Rechte des Rittergutsbesitzers Crusius auf Sahlis und Rüdigsdorf, dem die Stadt bis dahin unterstand, bestand die neue Stadtverwaltung aus einem Bürgermeister und drei Ratsmännern. Erster Bürgermeister war von 1834 bis 1837 Seilermeister Gottfried Martin.
Die Existenz des Ratskellers im Rathaus ist seit 1871 belegt. Der Inhaber war Johann Ernst Julius Lassig. Seit 1874 betreute dieser gegen eine Abfindung auch die Postagentur, die sich innerhalb seiner Gasträume befunden haben muss. Am 14. Juni 1879 eröffnete hier der erste Fernsprecher. Seit 1888 gab es in Kohren in angemieteten Räumen ein Postamt, welches zunächst von Postassistenten Teichert, seit 1.11.1889 durch Postverwalter Franz Gersten betrieben wurde. 1874 bat die Stadtgemeinde darum, ein Gefängnis erbauen zu dürfen. Dies wurde genehmigt, die Bauabnahme mit Erlaubnis der Inbetriebnahme erfolgte am 28.12.1875. 1891 wurde der Torbogen rechts neben dem Rathaus mit einem Anbau überbaut. Der Ratskeller wurde im gleichen Jahr in diese Räume und somit in die rechte Seite des Rathauses verlegt.  So wurden im südlichen Teil des Hauses neue Postdiensträume sowie die Wohnung für den Postvorsteher frei. Das Postamt eröffnete dort am 1.10.1891. Die Stadtverwaltung erhielt von der Post 850 Mark jährliche Miete. 1896 wurde unter Auflagen der Bau eines Badehauses für die Bevölkerung genehmigt. Das kleine Gebäude wurde im Hof des Rathauses errichtet, Bauabnahme war am 18.8.1897. Wie lange Gefängnis und Badehaus in Nutzung waren ist nicht bekannt. Ab 1904 betrieb Edmund Herold den Ratskeller und hatte 4 Zimmer zur Übernachtung. Dieser starb 1921 und seine Witwe heiratete 1922 den Oberkellner vom Leipziger Hauptbahnhof, Fritz Frenzel. Dieser erhielt am 16.05.1927 die Erlaubnis auf städtischem Grund eine Veranda anzubauen, welche 1928 eröffnet wurde. 1938 erfolgte der Anbau von Toiletten mit Zugang vom Hof.
1934 wurde Kohren mit dem Dorf Sahlis zur Stadt Kohren-Sahlis vereint.
1955 übernahm die Konsumgenossenschaft Kohren und Umgebung den Ratskeller. Die Konsumgenossenschaft kaufte von Fritz Frenzels Erben auch den Pavillon (Veranda). Besonderheit war, dass der Grund und Boden der Stadt Kohren-Sahlis gehörte. Nach Zustimmung des Stadtrates ging der Kauf vonstatten. Das Gebäude wurde beim Kauf wie eine bewegliche Sache behandelt. Der Kauf musste somit nicht ins Grundbuch eingetragen werden. Der Konsum baute das Kellergeschoss des Pavillons aus und errichtete dort ein Landwarenhaus.  Die Stadtverwaltung hatte ihre Räume als „Rat der Stadt“ weiterhin im Rathaus ebenso das Postamt. Rathaus und Grundstück wurden in dieser Zeit irgendwann zum „Eigentum des Volkes“.  Nach der friedlichen Revolution 1989 bekam die Stadt Kohren-Sahlis das Grundstück und das Rathaus mit Nebengebäuden zurückübertragen. Zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung am 3.10.1990 befanden sich im Rathaus die verpachtete Postfiliale, eine verpachtete Gastwirtschaft (Ratskeller), Lagerräume, die teilweise verpachtet waren und teilweise durch die Stadtverwaltung genutzt wurden, im 1. Obergeschoss Verwaltungsräume der Stadtverwaltung und eine vermietete Wohnung, im 2. Obergeschoss Verwaltungsräume der Stadtverwaltung sowie 2 vermietete Wohnungen sowie im Dachgeschoss das Archiv und Lagerräume. 1994 erfolgte im Rahmen der Stadtsanierung „Um den Markt“ die Fassadenrekonstruktion. Bis 1997 wurde das ganze Haus saniert. Vom 9.6.1997 bis zum 31.12.2022 unterhielt die Sparkasse Leipzig in den ehemaligen Räumen der Post eine Filiale. Der Ratskeller gelangte wieder in private Hände. Das ehemalige Landwarenhaus wurde zwischen 1989 und 1992 zum „Haus der Begegnung“ umgebaut. Dort fanden bis 2017 auch die Stadtratssitzungen statt. Nach der Eingemeindung von Kohren-Sahlis nach Frohburg zum 1.1.2018 verließ die Stadtverwaltung das Haus. Das Rathaus wurde geschlossen. Das „Haus der Begegnung“ wird heute noch für öffentliche Veranstaltungen z. B. Sitzungen des Ortschaftsrates oder als Wahllokal genutzt. Es kann außerdem für private Anlässe gemietet werden. Dieses Angebot wird in Kohren-Sahlis rege genutzt.
Der Ratskeller wurde, nach der Geschäftsaufgabe des langjährigen Pächters in den 2000er Jahren, kurzzeitig noch einmal verpachtet. Der Versuch ein griechisches Restaurant zu etablieren scheiterte. Die letzten Mieter der Wohnung zogen in den letzten Jahren aus. Zur Zeit steht das Haus leer.

Stand Februar 2023

 

Archiv der Museen Kohren-Sahlis, Nachlass Rauschenbach,

https://denkmalliste.denkmalpflege.sachsen.de/Gast/Denkmalliste_Sachsen.aspx

archiv.sachsen.de/archiv/bestand.jsp?oid=07.

Neue Sächsische Kirchengalerie, Die Ephorie Borna, S.603 - Verlag v. Arwed Strauch, Leipzig 1903

Akten Stadtarchiv – Ausarbeitung Gert Schreiber

Akten Stadtarchiv Frohburg KO-SA 1-21 1874 bis 1944

Akten Stadtarchiv Frohburg KO-SA ..? 1997