Die Lochmühle

 Blick auf die Lochmühle, 19. Jahrhundert/Anfang 20. Jahrhundert,
Bildquelle/Copyright: Museen Kohren-Sahlis, Stadt Frohburg 

 Lochmühle, 2023,
Bildquelle/Copyright: Kohrener Geschichtsverein e. V. 

Die Lochmühle ist eine ehemalige Wassermühle mit Gasthaus, gelegen in der Talsohle des Ossabachs (im “Loch“) an der Straße zwischen Kohren-Sahlis und Eckersberg – heute Lochmühle 1. Das Anwesen, bestehend aus Müllerwohnhaus, Scheune und zwei Seitengebäuden wurde um 1827 errichtet. Es steht unter Denkmalschutz und wird heute zu Wohnzwecken genutzt.

Der Ursprung dieser Mühle ist eng verbunden mit der Gründung des Ortes Eckersberg durch Wiprecht von Groitzsch (1050-1124) im Jahre 1104.   

Im 15./16. Jahrhundert gehörte Eckersberg mit der Lochmühle zur Herrschaft Sahlis, nachdem Hildebrand von Einsiedel (gest.1461) das Dorf zur Vergrößerung seines Sahliser Guts gekauft hatte. Syhraer Akten von 1774 belegen für das einstmals stattliche Dorf Eckersberg ein Vorwerk, Kirche, Schule, 21 große Bauerngüter, 17 Hintersässen, 8 Häusler und  2 Mühlen – die Schlossmühle und die Lochmühle.

Im 30jährigen Krieg (1618-48) hatten die Bewohner der Lochmühle unter Durchzügen marodierender Söldnertrupps ebenso zu leiden wie unter den typischen Soldatenkrankheiten dieser Zeit wie Pest, Typhus und Ruhr. Auch sollen Wölfe in den umliegenden Wäldern so zugenommen haben, dass mehrere Befehle 1650 die Ausrottung der Wölfe anordneten.

Sagen und Legenden ranken sich um die idyllisch und einsam gelegene Wassermühle. Rudolph Hofmann (1907-1986) berichtete 1935 im „Tageblatt für den amtshauptmannschaftlichen Bezirk Borna“  von raubend durch Sachsen ziehenden Hussiten, die 1429 den Ort Eckersberg zerstört haben sollen. 1813, im Jahr der Völkerschlacht bei Leipzig, sollen „1000 Russen in der Lochmühle und der näheren Umgebung Quartier genommen“ haben. Von Gefechten mit Napoleonischen Truppenteilen und Plünderungen ist ebenda die Rede.

Aus den Jahr 1813 stammt auch die vom Kohrener Ortschronisten Oberlehrer Walter Görner aufgeschriebene Geschichte vom „Röschen in der Lochmühle“.

Die Gaststätte im Haupthaus der Wassermühle wurde bis Mitte der 1950er Jahre betrieben, zuletzt von der Witwe Kunath. Sie verließ mit ihren Kindern 1954 das hochverschuldete Anwesen in Richtung Westen. Bei der folgenden Zwangsversteigerung erwarb Michael Schuster, den die Wirren des 2.WK aus dem rumänischen Siebenbürgen ins Kohrener Land verschlagen hatten,  die Lochmühle für 12.000 Mark. Mit seiner Frau Maria und den Kindern,  1951 aus Siebenbürgen nachgezogen,  bewirtschaftete er das Anwesen mit Vieh, Wiesen und Äckern bis zu seinem Tod im Jahr 1992.

Anfang der 1980er Jahre veranstaltete das Pestalozzi-Kinderheim Borna auf dem benachbarten Grundstück ein Zeltlager, für das Küche und Sanitäranlagen der Lochmühle genutzt werden durften.

Nach Schusters Tod verkauften die Erben das Anwesen in den 1990er Jahren an einen pensionierten Förster und seine Frau, welche erfolglos versuchte, darin eine Tierpension zu betreiben. Nach wechselnden Nutzern und Zeiten des Leerstands  wird die traditionsreiche Lochmühle nun wieder von privaten Eigentümern bewohnt und erhalten. Besichtigungen sind wegen der Wahrung der Privatsphäre nicht möglich.

Ein literarisches Denkmal setzt der Autor Guntram Vesper (1941-2020) der Lochmühle mit zwei Episoden in seinem preisgekrönten Roman „Frohburg“ (2016) auf den Seiten 858-861.


Stand Februar 2023

 

Archiv der Museen Kohren-Sahlis, Nachlass Rauschenbach,

https://denkmalliste.denkmalpflege.sachsen.de/Gast/Denkmalliste_Sachsen.aspx

archiv.sachsen.de/archiv/bestand.jsp?oid=07.

Neue Sächsische Kirchengalerie, Die Ephorie Borna, S.603 - Verlag v. Arwed Strauch, Leipzig 1903

Akten Stadtarchiv – Ausarbeitung Gert Schreiber

Akten Stadtarchiv Frohburg KO-SA 1-21 1874 bis 1944

Akten Stadtarchiv Frohburg KO-SA ..? 1997