Die Mittelmühle

 Blick zur Mittelmühle, Mitte 20. Jahrhundert,
Bildquelle/Copyright: Museen Kohren-Sahlis, Stadt Frohburg 

 Mittelmühle, 2023,
Bildquelle/Copyright: Kohrener Geschichtsverein e. V. 

Das große Fachwerkhaus, An der Mittelmühle 2, wird immer noch „Mittelmühle“ genannt, obwohl es schon seit über hundert Jahren keine Mühle mehr ist. Die Mittelmühle wurde erstmals im 15. Jahrhundert erwähnt und ist die jüngste der drei ehemaligen Kohrener Wassermühlen. Die Hainmühle bestand bereits seit 1271, und die Obermühle entstand wahrscheinlich Anfang des 15. Jahrhunderts. Das Wasser der Ratte trieb zuerst das oberschlächtige Wasserrad der Obermühle, sodann das oberschlächtige Wasserrad der Mittelmühle an, die nur wenige Meter entfernt lag.  Im Jahr 1837 brannte sie ab und wurde im Fachwerkstil wieder errichtet. Von der großen Mühlwiese wurde 1904 ein Stück für den Bahnbau abgetreten.

Das Mahlwerk der Mittelmühle war bis 1911 in Betrieb. Das Gebäude  wurde 1912 an Balduin Rauschenbach verkauft, der sie aufgrund des zugehörigen Schankrechts zu einem großen Gartenlokal (1924) ausbaute. Aus dem stillgelegten Mühlenbereich machte er ein großes Vereinszimmer, ließ den Saal vorrichten und das Haus eindecken, so dass es für Vereinsfeste, die Heimatbühne, später die Veranstaltungen des Kulturbundes und anderes mehr genutzt werden konnte. So fand nicht zufällig am 17. November 1953 die erste Besprechung der im Kulturbund neu gegründeten Sektion „Natur- und Heimatfreunde“ in der Mittelmühle statt. Wenn die Bürger sie im Winter nutzen wollten, hatte jeder zum Heizen ein Brikett mitzubringen.  Nachdem die Kohrener Bimmelbahn gebaut worden war, schätzten es die auswärts tätigen Bergleute, die vom nahen Bahnhof zum Feierabend hier her kamen. Es war unter dem Namen „Bahnhofswirtschaft Mittelmühle“ bekannt und faktisch der kulturelle Mittelpunkt der Stadt Kohren.

In der DDR-Zeit wurde die einstige Mühle an den VEB Baukombinat Leipzig verkauft, der sie als Ferienobjekt für die Belegschaft nutzte. Dafür wurde in den 1980er Jahren nach Westen ein Anbau errichtet, der das Gesamtgebäude verlängert. Der Saal im Obergeschoss wurde zu Fremdenzimmern, jedoch ohne Nasszellen, umgebaut, und im Erdgeschoss entstanden ein weiterer Gastraum, eine Küche und Toiletten.

Nach der Wende kam die Mittelmühle zur Treuhandanstalt und wurde außen renoviert. Die Fremdenzimmer erhielten Nasszellen, indem jeweils ein Zimmer für zwei Nasszellen umgebaut wurde. 

Der jetzige Eigentümer bietet nach einigen Modernisierungsmaßnahmen das traditionsreiche Objekt zum Verkauf an.     


Stand Februar 2023

 

Nachlass Balduin Rauschenbach, Museen Kohren-Sahlis 

Handschriftliche Notizen von Siegrid Barthel, Juli 2022 

Aus der Geschichte von Kohren-Sahlis, hrsg. vom Südraum-Verlag Borna  2003, S. 58f., 104