Die Obermühle

 Obermühle mit Bäckerei Bohne, Anfang 20. Jahrhundert,
Bildquelle/Copyright: Kohrener Geschichtsverein e. V. 

 Ehemalige Obermühle, 2023,
Bildquelle/Copyright: Kohrener Geschichtsverein e. V. 

Die Obermühle befand sich am unteren Markt, heute Kohrener Markt 5. Sie entstand wahrscheinlich Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts.  Am Seiteneingang des Gebäudes findet sich noch das Rundbogenportal aus Rüdigsdorfer Sandsteintuff und im Schlussstein die Mühlenzeichen Kammrad, Zirkel und Haue. Zur Mühle gehörte eine Bäckerei.

Das Wasser für die Mühle kam vom Rattebach durch einen Mühlgraben. Das Wehr befand sich am Ende der Terpitzer Wiesen, der Mühlgraben verlief hinter der heutigen Kindertagesstätte, dann unterirdisch unter der Karl-Marx-Straße zur Obermühle. Unter dem Markt hindurch führte der Mühlgraben dann zu Mittelmühle, wo die Kraft des Wassers ein zweites  Mal genutzt wurde. 

 

Am Sonntag, dem 17. Juni 1859, während des Weckrufes zum Schützenfest, kam es zu einem Großbrand in der Mühle. Weitere Häuser am Markt waren betroffen. Beim Wiederaufbau erfolgte eine Rückverlegung der Häuserfront, dadurch wurde der untere Markt breiter. 
Die Mühle wurde damals Zöllnermühle genannt, der Besitzer war W. Mäde.

Die ehemaligen Keller befinden sich noch unter dem Marktpflaster. So wurden zum Beispiel die Briketts zum Feuern des Backofens für die Bäckerei Bohne auf dem Markt abgekippt und durch eine Luke im Marktpflaster in den Keller geschippt, auch die Mehlsäcke aus der Hainmühle gelangten so in die Backstube.

 

1930 wurde die Obermühle stillgelegt, 1953 der Mühlgraben verfüllt.

Die Bäckerei wurde weiter betrieben und lieferte bis zum Ende der DDR Backwaren von bester Qualität. Pfannkuchen und Brötchen von Bäckermeister Günter Bohne galten als Genuss bei der Kohrener Bevölkerung.

 

1990 bekam die einstige Mühle und Bäckerei einen neuen Besitzer. Die Backstube wurde zunächst als Filiale der Bäckerei Reiße aus Gnandstein weiter genutzt. Für einige Jahre zog die Pegauer Fleisch-& Wurstwaren GmbH ein und verkaufte statt Brot und Brötchen Fleisch und Wurst in der ehemaligen Backstube. Im Laden an der Marktseite gab es zeitweilig ein Geschäft für Mode und Schmuck und von 2007-2022 die Kohrener Landapotheke. Nebengebäude, die einst zum Mühlengrundstück gehörten, sind abgerissen, das Mühlenhaus steht leer. 


Stand Februar 2023

 

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Aus der Geschichte von Kohren-Sahlis, hrsg. vom Südraum-Verlag Borna  2003, S. 58f.

Handschriftliche Notizen von Sigrid Barthel, Juli 2022