Ein Geschenk des Kaisers!

Kohren feiert 1050 Jahre Ersterwähnung

Ob Kaiser Otto II. wusste, wo sich der Kohren befand, als er den Ort im Jahr 974 dem
Merseburger Bistum schenkte, muss bezweifelt werden. Kohren war kaum mehr als ein
befestigter Hof inmitten einer kleinen slawischen Siedlung in einem größeren Waldgebiet.
Durch die Schenkung wurde das noch junge Bistum – 968 gegründet – finanziell unterstützt.
Wir erfahren davon nicht durch eine Urkunde, sondern durch eine Chronik, die vom
Merseburger Bischofs Thietmar zwischen 1012 und 1018 verfasst wurde.

Er verfolgte damit eine wichtige Absicht: Er wollte den Leser über das Unrecht informieren,
welches dem Bistum Merseburg widerfahren war. Denn nach zahllosen
Auseinandersetzungen zerstörte im Jahr 929 König Heinrich die Festung Gana,
Hauptfestung des slawischen Stammes der Daleminzier. Infolgedessen wurden in den
slawischen Gebieten zwischen Saale und Elbe herrschaftliche Strukturen aufgebaut, denen
später kirchliche folgten durch die Gründung der Bistümer Meißen, Merseburg und Zeitz im
Jahr 968. Um den Lebensunterhalt der Geistliche zu sichern, wurden sie mit verschieden
Einkünften, also mit Besitz ausgestattet.

Merseburg war das kleinste Bistum und auch seine Ausstattung war eher bescheiden. Der
zweite Bischof war Giselher, ein Mann mit Ambitionen und Ehrgeiz. Er wollte mehr als der
Bischof eines eher kleinen und unbedeutenden Bistums zu sein. Als 981 der Magdeburger
Erzbischof Adalbert verstarb, setzte er alles daran, den Stuhl des prestigeträchtigen
Erzbistums an der Elbe zu besetzen. Dies gelang ihm auch und zugleich sorgte er für die
Auflösung des Bistums Merseburg im Jahr 981. So konnte er einen Teil des Besitzes als
Mitgift für das Erzbistum Magdeburg mitbringen. Wahrscheinlich war dies die Voraussetzung, dass er überhaupt Erzbischof werden konnte.

Diese Auflösung war nicht von Dauer. Nach Einwänden gegen diesen „willkürlichen“ Akt
wurde im Jahr 1004 das Bistum wieder hergestellt. Inzwischen waren die Ausstattung und
die Grenzen in Vergessenheit geraten. Als Dietmar 1009 Bischof von Merseburg geworden
war, beschäftigte ihn die Wiedergewinnung des Bistumsbesitzes Zeit seines Lebens. In
Thietmars Erinnerung erscheint der Besitz größer, als er es einstmals war. Die wichtigste
Waffe zur Durchsetzung seiner Ansprüche war die Feder. Seine Chronik beschrieb das
erlittene Unrecht und zugleich sollte sie das Bistum auch zukünftig schützen. Deshalb zählte
er alle Besitztümer auf, die seiner Meinung nach dem Bistum Merseburg vom Keiser Otto II
geschenkt wurde. Ein Glück in all diesem Streit: Auch Kohren gehörte seiner Meinung nach
zum Besitz des Bistums. Und so wurde Kohren in seiner Chronik das erste Mal erwähnt und
als Datum des Geschenkt wurde das Jahr 974 genannt – also vor 1050 Jahren.

Peter Ruf
Nach einem Text von Dr. Dirk Martin Mütze, Direktor der Heimvolkshochschule Kohren-
Sahlis